Hinweis: Diese Website wird seit Juni 2024 nicht mehr aktualisiert. Hier geht es zur Nachfolgeseite: REBEL MIND BOOKS
BUCHEMPFEHLUNG
Detonate - deutsche Ausgabe: Wie Unternehmen schlechte Gewohnheiten durchbrechen und den Wandel einleiten
„Don't judge a book by its cover" heißt es ja, aber genau das habe ich gemacht: Der Titel und das Cover mit der schwarzen Abrissbirne haben mich gleich angesprochen. „Detonate“ und die drei Teile „Zünden Sie die Lunte an“, „Jagen Sie Ihre Regelwerke in die Luft“ und „Bauen Sie etwas Besseres auf“ klingen ja auch schwer nach Rebels at Work.
Also habe ich mich voller Vorfreude auf das Buch gestürzt, war aber nach der Lektüre ernüchtert: „Okay, nicht schlecht, aber auch nicht wirklich super.“ Ein paar Tage später habe ich dann eine weitere Lektion gelernt: „Never judge a book by the first reading“.
Da hatte ich „Detonate“ nämlich wieder in der Hand und beschäftigte mich intensiver mit einem Kapitel. Las wieder etwas hier, etwas da – und stellte plötzlich fest: „Hoppala, das ist wirklich richtig gut, es erschließt sich einem nur nicht unbedingt bei der ersten Lektüre.“
Detonate – Geoff Tuff & Steven Goldbach
Aber der Reihe nach:
Der Grundthese des Buchs schließe ich mich sofort an: Wir leben und arbeiten in einer Zeit, in der das blinde Befolgen überkommener geschäftlicher Regelwerke für normale Unternehmen eine echte existentielle Bedrohung darstellt.
Kapitel 1 ist dann meiner Überzeugung nach auch das wichtigste. Ich nenne es in meinen Vorträgen
„Dogmen und Überzeugungen hinterfragen“. Geoff Tuff und Steven Goldbach nennen es „Orthodoxien abschaffen“: das sind Überzeugungen oder Denkweisen, die von Generation zu Generation weitergereicht und nur selten infrage gestellt werden. Bei denen selbst Beweise, dass etwas falsch ist, von den Anhängern umgehend wegerklärt werden.
Als Kunden fragen wir uns oft, warum Dinge so sind, wie sie sind. Warum zum Beispiel Hotels müde Geschäftsreisende zwingen, bis zur Mitte ihres Arbeitstages in der Lobby zu hocken, bevor sie einchecken dürfen. Laien und Kunden können „dumme Fragen“ stellen. Branchenexperten meist nicht.
Das Detonate Konzept basiert auf 4 Prinzipien:
Prinzip 1: Konzentriere dich darauf, menschliches Verhalten zu verstehen und zu steuern. Denn egal, welches unternehmerische Ziel man verfolgt: am Ende des Tages geht es im Kern immer darum, dass Menschen etwas anders tun. Dass Mitarbeiter etwas anders machen, dass Lieferanten etwas anders machen, dass bestehende Kunden mehr oder häufiger kaufen, dass potenzielle Kunden vom Wettbewerb umschwenken…
Prinzip 2: Bewahre dir den Geist des Anfängers. Frei nach dem Zitat aus Shunryu Suzukis Klassiker „Zen-Geist Anfänger-Geist“: „Der Geist des Anfängers hat viele Möglichkeiten, der des Experten nur wenige“. Die Geschichte der Innovation ist voller Storys über brillante Geister, die Branchen neu erfunden haben, weil sie weitsichtiger waren, als die Experten mit all ihrer Fachkenntnis.
Prinzip 3: Freunde dich mit Unbeständigkeit an. Nichts hält ewig. Und deshalb sollten wir bereit sein, Strukturen, Prozesse und Systeme zu schaffen, von denen keine ewige Lebensdauer erwartet wird.
Prinzip 4: Gehe mit kleinen Schritten in die Zukunft. Bleibe bei jedem Schritt für eine Kurskorrektur offen, falls sich dieser Schritt als suboptimal erweist. Und idealerweise: lerne bei jedem Schritt etwas dazu.
Basierend auf diesen Prinzipien empfehlen Geoff Tuff und Steven Goldbach dann in Konsequenz
- Finanzprognosen am Kundenverhalten auszurichten, anstatt am Vorjahresplan.
- Den Zeitpunkt der strategischen Planung an Verhaltensänderungen der Kunden auszurichten, anstatt am Kalender.
- Eigene Daten und Erkenntnisse zu gewinnen, anstatt die Daten Dritter zu nutzen.
- Das Verhalten von Kunden analysieren, anstatt sie per Marktforschung zu befragen.
- Flexibel, je nach Art des Risikos zu agieren, anstatt ein unflexibles Risikomanagement zu betreiben.
- Eine endlose Serie von Experimenten zu starten, anstatt Misserfolge pauschal zu feiern.
- Rollen und Strukturen regelmäßig durchzuschütteln, anstatt an Organigrammen oder Karriereplänen festzuhalten.
Ganz so radikal, wie der Titel suggeriert, sind die Autoren von "Detonate" dann doch nicht. Der Untertitel klingt auch schon deutlich zahmer: „Wie Unternehmen schlechte Gewohnheiten durchbrechen und den Wandel einleiten.“ Und genau das beschreibt das Buch.
„Detonate“ ist kein Buch, dessen Substanz sich unbedingt gleich beim ersten Lesen zeigt. Aber eins, dessen tiefere Lektüre ich als ausgesprochen lohnens- und nachdenkenswert empfand.
Interesse, alte Denkweisen in die Luft zu jagen?
Dann ist Detonate ein empfehlenswertes Buch!
Wenn dir "Detonate" von Geoff Tuff und Steven Goldbach gefällt, werden dir auch "The Invincible Company" von Alexander Osterwalder,
"Danke für die Disruption!" von Jean-Marie Dru und "Gamechangers" von Peter Fisk gefallen. Hier geht es zurück zur Übersicht der besten Wirtschaftsbücher und hier geht es zu den aktuellen Buchtipps.
Lesetipp: HiddenChampions: Fakten, Best Practices, Videos